Das Tesla-Investment treibt den Bitcoins-Kurs auf einen neuen Höchststand, die Kryptowährung ist längst kein Nischen-Produkt mehr. Was sollte man wissen, wenn man sich für einen Kauf von Bitcoins interessiert – als Privatanleger, ab er auch als Unternehmen? Was hat es mit Bitcoin-Fonds und anderen Alternativen auf sich? Antworten gaben die steirischen Finanzdienstleister am 15. März 2021 im Grazer.
„Immer mehr Kundinnen und Kunden interessieren sich für Bitcoins, auch weil der Hype medial in den letzten Monaten sehr präsent war“, sagt Hannes Dolzer, österreichweiter Fachverbands- und steirischer Fachgruppenobmann der Finanzdienstleister. „Wichtig ist, dass man sich der Chancen und Risiken bewusst ist. Bitcoins sind extrem volatil. Der Kurs hat sich teilweise von einem Tag auf den anderen um bis zu 20 Prozent verändert. Und anders als am klassischen Finanzmarkt gibt es für Bitcoins derzeit noch kaum gesetzliche Regulierungen“, weiß Dolzer.
Immer mehr Unternehmen investieren in Bitcoins
Dies bestätigt auch Max Tertinegg, Geschäftsführer des Grazer Bitcoin-Händlers Coinfinity: „Dass Tesla 1,5 Mio. Euro in Bitcoins investiert hat, hat das Interesse wieder befeuert – immer mehr sind es auch Unternehmen, für die Bitcoins interessant werden. Man sollte sich bei Bitcoins aber keinesfalls von Emotionen lenken lassen. Heute zu kaufen und beim ersten stärkeren Kursrückgang – der sicher wieder kommen wird – gleich wieder zu verkaufen, macht wenig Sinn. Egal ob für Privatperson oder Unternehmen – man sollte Bitcoins nur mit Vermögen kaufen, das man langfristig binden kann und will.“
Vor dem Investment gut informieren
Philipp Bohrn, Geschäftsführer der Bitpanda Payments: „Bitcoins stellen eine neue Assetklasse dar. Investments in Bitcoins sowie andere Krypto-Assets sind Investments, die mit hohen Risiken verbunden sind. Wie mit jedem anderen Investment gilt auch hier: Potenzielle Anleger sollten sich vorab gut informieren, etwa bei einem Finanzdienstleister. Investiertes Geld in Bitcoins ist in keiner Weise gesichert, der Wertverlust kann bis zu 100% des investierten Vermögens betragen. Investitionen sollten daher ausgewogen stattfinden, insofern wird empfohlen, das eigene Portfolio entsprechend zu diversifizieren.“
Künstliche Verknappung
Die gesamte Menge an sich im Umlauf befindlichen Bitcoins ist offiziell auf 21 Millionen Stück beschränkt. „Im Unterschied zur Geldmenge ist die Bitcoins-Menge beschränkt, das ist das ideologische Konzept dahinter“, weiß Gerald Ratz, Ausschussmitglied der steirischen Finanzdienstleister. „Diese künstliche Verknappung spielt natürlich auch eine Rolle für die steigende Nachfrage. Auch gibt es das sogenannte Halving, also die Halbierung. Zu mathematisch berechneten Zeitpunkten wird die Anzahl der Bitcoins, die durch das sogenannte Mining innerhalb von 10 Minuten neu auf den Markt kommen, halbiert. Im Mai 2020 wurde von 12,5 auf 6,25 neue halbiert, das hat den Trend auch befeuert. In 5 Jahren soll dann nochmal von 6,25 auf 3,125 halbiert werden.“
Alternative Kryptowährungen
Neben Bitcoins gibt es noch tausende andere Kryptowährungen. Gerade Einsteigern rät Tertinegg hier aber eher ab: „Im Prinzip leiten sich alle Kryptowährungen von den Bitcoins ab und die meisten Alternativen sind noch volatiler als Bitcoins. Wenn man das erste Mal ein Investment in Kryptowährungen in Betracht zieht, würde ich auf jeden Fall Expertenrat einholen und – sofern ein Investment infrage kommt – auf die etablierten Bitcoins setzen.“
Wie kommt man am sichersten zu Kryptowährungen?
Philipp Bohrn von Bitpanda erläutert: „Bitcoins und andere Kryptowährungen können auf Internet-Marktplätzen erworben werden – und hier trennt sich schon die Spreu vom Weizen. Als österreichischer Kunde sollte man unbedingt darauf achten, dass die notwendigen rechtlichen Voraussetzungen gegeben sind. Dies ist beispielsweise eine Registrierung bei der Austrian Financial Market Authority (FMA) als virtueller Währungsdienstleister.“ Als führender Marktplatz für den Handel mit über 50 digitalen Assets gilt in Österreich Bitpanda. Alle registrierten virtuellen Währungsanbieter können auf https://www.fma.gv.at/unternehmensdatenbank-suche/ in der Kategorie „Virtuelle Währungsanbieter“ abgerufen werden. Darüber hinaus empfiehlt Bohrn Kunden, sich folgende Fragen zu stellen:
- Wie übersichtlich ist das Angebot des Handelsplatzes? Ist klar, welche Kryptowährungen erhältlich sind?
- Werden “Know Your Customer”-Schritte durchgeführt? Wenn nicht, dann deutet dies bereits darauf hin, dass der Anbieter sich nicht an geltende Vorschriften hält. Das ist ein klares Warnsignal.
- Kann man die Kryptowährungen wieder verkaufen?
- Wer hält die Kryptowährungen?
- Wie schnell findet die Abwicklung von Kauf und Verkaufsordern statt?
- Verlangt der Handelsplatz hohe Mindesteinzahlungen?
Sichere Verwahrung bedenken
Grundsätzlich kann man Bitcoins in einem persönlichen Wallet – gewissermaßen eine digitale Geldbörse am Smartphone – selbst verwahren. Das ist aber mit einem hohen Risiko verbunden (Diebstahl bzw. Verlust des Smartphones, technische Defekte, Hacker-Angriffe etc.). „Wir bieten aus diesem Grund die ‚Card Wallet‘ an – gemeinsam mit der Österreichischen Staatsdruckerei“, erläutert Max Tertinegg von Coinfinity. „Die Card Wallet ist im Prinzip das physische Äquivalent zu den Bitcoins in Karten-Form. Man kann die Karte in einen Tresor legen und dort verwahren, ganz gleich wie einen Philharmoniker oder einen Gold-Dukaten. Das hat den großen Vorteil, dass man sich um Datensicherheit, Geräte-Updates etc. nicht kümmern muss.“
Bitcoin-Zertifikate und Fonds als mögliche Alternative
Bedenken sollte man auch, dass es neben dem Kauf von Bitcoins auch alternative Lösungen gibt, betont Gerald Ratz von den steirischen Finanzdienstleistern. „Es gibt auch Fonds, in denen Bitcons enthalten sind und sogenannte Bitcoin-Zertifikate. Das kann gerade für Einsteiger eine Alternative sein.“
Bedenken sollte man beim Thema Bitcoins auch, dass die meisten Miner in China sitzen, weiß Ratz. „Das heißt natürlich, dass das ganze Thema stark von China abhängig ist. Und es gibt mit Bitcoin Cash oder Bitcoin Gold auch schon Abspaltungen, die entstanden sind, weil es Uneinigkeiten unter den Minern gab. Auch wenn es derzeit einen großen Bitcoin-Hype gibt, kann niemand die künftige Entwicklung abschätzen. Um eine fundierte Entscheidung zu treffen, sollte man sich daher auf jeden Fall vom Experten beraten lassen.“
Experten-Infos zum Thema Bitcoins vermitteln die steirischen Finanzdienstleister auch bei ihren Workshops für Finanzbildung!